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Sizilien – Die Welt zwischen Europa und Afrika (Liparische Inseln) – Geo Fairreisen
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27 Nov

Sizilien – Die Welt zwischen Europa und Afrika (Liparische Inseln)

Sizilien – Die Welt zwischen Europa und Afrika (Liparische Inseln)

 „Dass ich Sizilien gesehen habe, ist mir ein unzerstörlicher Schatz auf mein ganzes Leben“. -Goehte 1788.

Ja, die Liparischen Inseln…wo liegen die überhaupt? Das werde ich oft gefragt, denn viele Menschen, denen ich im Alltag begegne, haben ehrlich gesagt noch nicht davon gehört. Stromboli hingegen ist dann schon eher ein Begriff, klar – schließlich handelt es sich um den einzig ständig aktiven Vulkan Europas! Und zugegeben ist er eines der Highlights jeder Sizilienreise. Für mich ist es ein kleines Paradies im Mittelmeer geworden. Wir müssen also gar nicht so weit weg fliegen, denn das Schöne liegt ja bekanntlich ganz nah, auch wenn die Anreise zu den Inseln einer kleinen Weltreise gleicht. Zu den Liparen gehören 7 bewohnte Inseln und einige kleine unbewohnte Felseninseln. Nicht zu vergessen die sogenannten Meeresvulkane, die unter der Wasseroberfläche schlummern. Unsere Reise startete in Catania, führte uns dann mit dem Bus nach Milazzo, wo wir auf ein Tragflächenboot stiegen und uns zur größten der Inseln Lipari brachte, auf der wir die ersten vier Nächte verbrachten.

Jede der Inseln ist für sich einzigartig. Lipari ist vor allem für Bimsstein und Obsidian bekannt. Beides vulkanische Gesteine, die trotz ihrer identischen chemischen Zusammensetzung unterschiedlicher nicht sein könnten. Der eine weiß und so leicht, dass er auf dem Wasser schwimmt und der andere schwarz und glashart. Lipari ist die größte Insel, hier ist immer etwas los. Vor allem am kleinen Hafen treffen sich Jung und Alt und flanieren den Corso Auf und Ab. „Bella figura“ machen wird im Italienischen ganz groß geschrieben. Ganz nach dem Motto „Sehen und gesehen werden“. Die Insel hat ein großes kulturelles Angebot, neben dem geschichtsträchtigen Burgberg, dem normannischen Kreuzgang und den griechischen Ausgrabungsstätten, veranstaltet die Komune viele schöne Musikfestivals.. und natürlich gibt es zahlreiche hervorragende Restaurants, in denen wir abends nach unseren Wanderungen einkehrten und uns kulinarisch verwöhnen ließen.

Unsere erste Wanderung führte uns an der Westküste Liparis entlang, vorbei an Kaolingruben bis hin zur Steilküste, von wo wir einen traumhaften Blick auf vorgelagerte Felsen und Salina und Vulcano hatten. Die Nachbarinseln scheinen nur einen Katzensprung entfernt zu sein. Im Frühjahr blüht das alles hier sicher herrlich. Feigenkakteen soweit das Auge reicht. Und die einzigen Wesen, die sich zeigen, sind Eidechsen, die sich hervorragend an ihre Umgebung anpassen.

Wir ließen die Steilküste hinter uns, kamen an dem ältesten Dampfbad der Welt vorbei, in dem bereits die Griechen geschwitzt haben und setzten unseren Weg auf einem angelegten Maultierpfad fort. Wir liefen durch ein kleines verschlafenes Dorf. Hin und wieder wurden wir von einem Hund begleitet, der uns den Weg wies. Bis zum Aussichtspunkt Quattrocchi. Vier Augen bräuchte man, um die Schönheit dieses Ortes einzufangen. Zum Abschluss unserer Tour stiegen wir hinab zu einem einsamen Strand. Erfrischten uns im Meer oder einfach bei einem kühlen Getränk und ließen uns anschließend von einem echten Liparoten mit seinem Fischerboot zurück in die Stadt bringen.

Am zweiten Tag unserer Reise fuhren wir nach Vulcano, zur Schmiede des Feuergottes Vulcanus. Schon von Weitem erkannten wir die Schwefeldämpfe am Kraterrand und konnten sie je nach Windrichtung auch riechen. Wir bestiegen den Gran Cratere – ein Vulkan wie aus dem Bilderbuch, bestaunten die heißen Dämpfe und die schwefelhaltigen Ablagerungen und genossen einen unvergleichlichen Blick über das gesamte Inselarchipel bis hin zum Ätna. Im Anschluss unternahmen wir einen kleinen Spaziergang zur Halbinsel Vulcanello, entlang an Privathäusern und schönen Gärten bis hin zum „Tal der Monster“ und bewunderten bizarre Felsformationen. An dieser Stelle trennten sich jedoch unsere Wege, denn die meisten entscheiden sich für ein Bad im Schlamm. Hier in der Wärme der Erde spürten wir ihre Nähe und entspannten bei einer angenehmen Schlammpackung unterm Himmelszelt. Diese Tage sind so unvergesslich. Ob wir dies noch toppen können?

Wir wechselten den Standort und entfernten uns ein wenig von der Zivilisation und machten uns auf den Weg zu einer ganz besonderen Insel. Alicudi. Sie ist die abgelegenste und einsamste der sieben Schwestern und ich verliebte mich sofort in die Abgeschiedenheit. Im Sommer leben hier gerade mal 80 Menschen. Keine Straßen, die gesamte Insel besteht nur aus Stufen! Jeder kennt jeden, Geschäfte gibt es nicht – nur zwei kleine Lebensmittelläden. Und hier wohnten wir 2 Tage und entspannten total. Wir verbrachten die Tage mit Wanderungen. Der Schwierigkeitsgrad der Wanderwege ist aber nicht zu unterschätzen, denn gerade hier kommen wir ganz schön ins Schwitzen. Stufensteigen ist angesagt und am Ende des Tages verkünden zu können, dass man über 2600 Stufen hinter sich liegen hat, kann man wirklich stolz auf sich sein.

Die Tage verschwimmen ineinander. Wir wollen hier nicht mehr weg. In der Ferne glitzern die Fassaden der Hektik. Wir sind so weit weg von dem betäubenden Lärm der Städte, dass wir unser früheres Leben vergessen.

Ein weiterer Tag.

Salina, die grünste der sieben Inseln und die einzige, die über eine eigene Süßwasserquelle verfügt. Die Insel ist vor allem für den Kapern- und Weinanbau bekannt und war außerdem Kulisse im Film „Der Postmann“ von Michael Radford. Der Monte Fossa delle Felci ist mit 962 m die höchste Erhebnung der Inselgruppe und somit gestaltete sich unsere Wanderung auch als recht anspruchsvoll. Malvasia ist ein besonderer bernsteinfarbener Dessertwein, mit dem wir auf unsere Leistung anstießen. Und vor allem Kapernpflanzen sahen wir an jeder Ecke. Sie sind so anspruchslos, dass sie sogar in Felsspalten gedeihen. Vor allem auf Lipari und Salina kann man Kapern in allen möglichen Variationen erwerben. Auch wenn wir jetzt schon einige Vulkaninseln kennengelernt haben, ist es doch noch mal ein ganz besonderes Gefühl, nun einen Fuß auf die Feuerinsel Stromboli zu setzen. Oder nicht? Dies wird ein weiterer Höhepunkt der Reise! Der Vulkan, der in kurzen Intervallen glühende Magmafetzen in den Himmel schleudert, empfängt uns schon mit einem leisen Grummeln. Die Insel wurde durch den Film „Stromboli – Terra di dio“ von Roberto Rossellini bekannt, in dem Ingrid Bergmann die Hauptrolle spielt. Wir hatten die Möglichkeit, ihn uns auf der Hotelterrasse vor der Originalkulisse anzuschauen. Unvergesslich. Je nach vulkanischer Aktivität entschieden wir vor unserem großen Aufstieg eine Bootstour um die Insel zu unternehmen. So kamen wir ganz nah an die Feuerrutsche und konnten sogar sehen, wie die Lava bis ins Meer fließt! Wir fuhren um die Felseninsel Strombolicchio herum und steigen im Ort Ginostra, der nur mit dem Boot zu erreichen ist und in dem gerade mal 22 Menschen leben, aus und spazierten durch die engen Gassen.

Unseren zweiten und somit letzten Inseltag starteten wir entspannt, bummelten durch die Straßen, setzten uns in die berühmte Bar Ingrid und tranken bei herrlicher Aussicht einen Cappuccino, gingen an den Hafen und schauten den Fischern bei ihrer Arbeit zu und legten uns an den hoteleigenen Strand, vergruben die Füße im schwarzen Sand und ließen die Seele baumeln. Unseren großen und langersehnten Aufstieg starteten wir am späten Nachmittag, um pünktlich zum Sonnenuntergang auf 900 m zu sein um uns das Naturschauspiel von oben anzuschauen. Die drei Hauptkrateröffnungen liegen auf ca. 750 m Höhe. Wir stiegen auf 900 m rauf und hatten somit einen fantastischen Blick in die speienden Krater. Für mich war es ein unglaubliches Erlebnis. Wir saßen da oben und warteten gespannt darauf, dass der Vulkan sich von seiner besten Seite zeigt…und dies tat er auch. Wir allen verstummten und staunten…

Der letzte Tag. Heute heißt es Abschied nehmen von den Liparischen Inseln. Mit dem Tragflächenboot geht es also wieder zurück nach Milazzo und von dort nach Catania, wo wir unsere letzte Nacht verbringen werden. Kontrastprogramm. Samstag Abend in einer sizilianischen Großstadt aber auch das gehört dazu. Wir flanierten über die Via Etnea, kosteten eine typische sizilianische Granita und ließen unsere Reise bei einem leckeren Abendessen ausklingen.

Sizilien ist nicht mit einer Reise erledigt…man könnte endlose in diesem Land zwischen Europa und Asien unterwegs sein….

Uwe Gratzky